Verzinsung

Wo steckt der dritte Beitragszahler?
Auf Kontoguthaben bei Banken sind derzeit fast keine Zinsen zu erwarten. Glücklich ist, wer keine Negativzinsen bezahlt. Anders sieht es in der Vorsorge aus. Aufgrund des Anlagehorizontes können Pensionskassen die Gelder langfristig anlegen und so Erträge für die Versicherten erwirtschaften. Über die letzten drei Jahre richtete Groupe Mutuel ihren Versicherten eine Zinsgutschrift von durchschnittlich 3.67 Prozent aus und hat somit die höchste Verzinsung gewährt. Die Versicherten von Phoenix, PK pro und Previs mussten sich mit bescheidenen knapp 1.60 Prozent zufrieden geben. Wie bedeutend der Einfluss der Verzinsung auf die Pensionskassenrente ist, zeigt folgendes Beispiel: Wird das Altersguthaben über ein Arbeitsleben von vierzig Jahren bei einem versicherten Lohn von 80‘000 Franken mit einem Prozent mehr verzinst, steigt das Alterskapital bis zur Pensionierung rund 120‘000 Franken höher an. Der Rentenbezüger hat damit eine Mehrrente von 7‘200 Franken pro Jahr zur Verfügung.

Profond-Versicherte profitieren am meisten
Im Langfristvergleich von zehn Jahren haben die Versicherten von Profond am meisten profitiert. Mit durchschnittlich 2.70 Prozent bleibt den Versicherten mehr in der Tasche als bei anderen Pensionskassen. Profond gewinnt damit den Award für die höchste Verzinsung, Groupe Mutuel ist mit durchschnittlich 2.68 Prozent dicht auf den Fersen. Weniger haben die Versicherten von PK pro erhalten. Ihre Gelder wurden lediglich mit durchschnittlich 1.75 Prozent verzinst. Michel Herzig, Geschäftsführer der Pensionskasse pro erklärt dazu: „Die pensionskasse pro verteilt Überschüsse in Form von Wertschwankungsreserven und nicht durch Mehrverzinsung. So war die pensionskasse pro beispielsweise per 31.12.2014 in der Lage, den angeschlossenen Vorsorgewerken eine Wertschwankungsreserve in der Höhe von CHF 16.7 Mio. zu verteilen. Diese Verteilung hatte ein Reduktion des Deckungsgrades von 0.8% zur Folge und stützte die Vorsorgewerke in Bezug auf die Sicherheit der Vorsorge.“

Jedes Jahr entscheiden die Pensionskassen, ob Sie einen Teil der erzielten Anlageerträge an die Versicherten ausschütten oder zur eigenen Reservebildung verwenden. Bei einer Zuweisung an die Reserven erhöht sich der Deckungsgrad der Kasse. Der Deckungsgrad gibt an, zu wieviel Prozent die Verpflichtungen gegenüber den Versicherten sichergestellt sind. In den letzten Jahren konnten die Deckungsgrade aufgrund der positiven Anlageergebnisse gesteigert werden. Der Ziel-Deckungsgrad vieler Pensionskasse liegt im Bereich von rund 110-115 Prozent. Dieses Polster ist erforderlich um Wertschwankungen auf den Kapitalanlagen aufzufangen ohne in eine erhebliche Unterdeckung zu geraten.

Für die Berechnung des Deckungsgrads entsprechen die Verpflichtungen gegenüber Aktivversicherten den vorhandenen Altersguthaben bzw. den Freizügigkeitsleistungen. Bei den Rentenbezügern werden die versprochenen Renten mit dem technischen Zinssatz diskontiert. Je tiefer dieser Diskontsatz liegt, desto mehr Reserven müssen zur Sicherstellung der Rentnerverpflichtungen gebildet werden. Nach einer Faustregel sinkt der Deckungsgrad um bis zu 5 Prozentpunkte, wenn der technische Zinssatz um 0.5 Prozent reduziert wird. Vergleicht man die Deckungsgrade von Pensionskassen, muss deshalb auch die Höhe der technischen Zinssätze berücksichtigt werden. Damit die Rentenverpflichtungen gedeckt sind, werden sie jährlich mit dem technischen Zinssatz erhöht. Bei fast allen Pensionskassen liegt die Verzinsung der Altersguthaben über die letzten zehn Jahre wesentlich tiefer als der technische Zinssatz. Dieses Ungleichgewicht führt zu Quersubventionierungen der Rentner zu Lasten der Aktivversicherten.

Angehende Pensionäre müssen den Gürtel enger schnallen
Bei den Vollversicherungen konnte Allianz Suisse in den letzten zehn Jahren mit einer Durchschnittsverzinsung von 2.18 Prozent die höchsten Zinsen auszahlen. Die Durchschnittsverzinsung über drei, fünf und zehn Jahre fällt bei den Vollversicherern sehr ähnlich aus. Vollversicherer gewähren auf den Guthaben eine Kapitalgarantie. Dementsprechend müssen sie eine vorsichtige Anlagestrategie wählen, die zum Grossteil aus Obligationen besteht. Zurzeit sind die Obligationenrenditen sehr tief und bringen fast keine Erträge. Im Vergleich zu den teilautonomen Gemeinschafts- und Sammelstiftungen werden die Zinsgutschriften bei den Vollversicherern in den kommenden Jahren geringer ausfallen. Für die Versicherten werden die Altersguthaben im Zeitpunkt der Pensionierung durch die fehlenden Zins- und Zinseszinsen spürbar tiefer ausfallen. Die angehenden Pensionäre müssen wohl oder übel den Gürtel enger schnallen.