Entwicklung im 1e-Markt

Ab 1. Oktober 2017 können 1e-Vorsorgeeinrichtungen nicht nur allfällige Gewinne mitgeben, sondern auch die Anlageverluste werden durch die Versicherten getragen. Dabei muss mindestens eine risikoarme Anlagestrategie angeboten werden. Mit den wegfallenden Mindestgarantien war zu erwarten, dass neue Anbieter im 1e-Markt mitmischen und die Preise und Angebote der bisherigen Sammelstiftungen unter Druck geraten.

Dies zeigen die jüngsten Beispiele der Credit Suisse Sammelstiftung 1e (Markteintritt 01.01.2019) sowie der Katharinen Pensionskasse II (Markteintritt 01.04.2019 für externe Anschlüsse). Noch ist der Markt für 1e-Vorsorgepläne verglichen zum Gesamtmarkt klein, gewinnt jedoch zusehends an Bedeutung und Volumen. Mittlerweile sind 15 Sammelstiftungen im Markt vertreten, welche 1e-Vorsorgelösungen anbieten. Gemäss OAK-bericht 2018 stieg die Anzahl der Versicherten im 1e-Markt im Jahr 2017 von 7‘668 auf 11‘264 per 2018 (+ 47%).

1e-Vorsorgepläne geben Versicherten mit höheren Einkommen (> 127‘980 Franken) mehr Freiheiten in Bezug auf die Anlagestrategie ihres Altersguthabens. Die Arbeitnehmer können in solchen Vorsorgelösungen unter maximal zehn vorgeschlagenen Anlagestrategien frei wählen, abhängig von ihrer individuellen Risikofähigkeit und Risikobereitschaft. Ein jüngerer Mitarbeiter mit einem langen Anlagehorizont setzt z.B. auf einen höheren Aktienanteil als ein Mitarbeiter, welcher kurz vor der Pensionierung steht, um so das Risiko zu minimieren, zu einem ungünstigen Zeitpunkt die Anteile verkaufen zu müssen.

Die SonntagsZeitung und „Finanz und Wirtschaft“ haben zusammen mit der Finanzboutique Weibel Hess & Partner AG bereits zum dritten Mal die Anbieter im 1e-Markt verglichen. 12 Anbieter wurden mit der verdeckten Ausschreibung für eine Firma mit 6 Kadermitarbeitenden angeschrieben. Die SwissLife, Trianon Sammelstiftung sowie die VZ Sammelstiftung haben bereits im Vorfeld angekündigt, sich nicht mehr dem öffentlichen Marktvergleich stellen zu wollen. 9 Sammelstiftungen haben eine Offerte abgegeben. Elite Vorsorgestiftung hat sich nach Bekanntgabe der Veröffentlichung ebenfalls dem Marktvergleich entzogen. Zürich Vita hat aufgrund der Vertragsgrösse auf eine Offerte verzichtet. Baloise 1e hat aufgrund der Konkurrenzsituation mit Elite Vorsorgestiftung (Kooperationspartner) ebenfalls verzichtet. AXA (Kooperation mit Liberty) konnte mangels Tariffestsetzung 2020 nicht fristgerecht offerieren.

Das Mystery Shopping zeigt grosse Differenzen. Die Preisunterschiede für die Risiko-/Verwaltungskosten und die Stiftungsgebühren sind gross. Liberty 1e Flex Investstiftung weist wie im Vorjahr im Vergleich mit 9‘448 Franken die tiefsten Risiko- und Verwaltungskosten aus. Die Differenz zur zweitplatzierten Credit Suisse Sammelstiftung 1e mit 14‘957 Franken ist enorm (+ 58%). Diese verlangt im Gegensatz zur Liberty 1e Flex Investstiftung jedoch keine zusätzlichen volumenbasierte Stiftungsgebühren. Dies bedeutet, dass mit steigendem Anlagevolumen jene Anbieter im Ranking günstiger werden, welche kein Stiftungsgebühren verlangen. Dieses Modell wird ebenfalls von der GEMINI, Swisscanto 1e Sammelstiftung und Tellco Vorsorge 1e angeboten, welche in diesem Vergleich die höchsten Risiko- und Verwaltungskosten offeriert haben. Die Katharinen Pensionskasse II hat personen- und anschlussbezogene Stiftungsgebühren (Fixkosten). Zusätzliche volumenbasierte Vermögensverwaltungskosten werden den Versicherten auf dem Vorsorgevermögen belastet. In die Beurteilung muss ebenfalls fliessen, wer die Stiftungsgebühren zu übernehmen hat. Bei yourpension und PensFlex besteht Wahlfreiheit, ob die Gebühren vom Arbeitgeber übernommen werden oder direkt dem Depot des Versicherten belastet werden und damit vom Arbeitnehmer getragen werden.

Unterschiede gibt es auch bei der Wahl der Anlagestrategien. Knapp die Hälfte der Sammelstiftungen bieten ausschliesslich hauseigene Anlagestrategien an. Einzig yourpension und GEMINI bieten die Möglichkeit, sowohl aus eigenen „Standardstrategien“ wie auch aus individuellen externen Lösungen auszuwählen. Bedarfsabhängig können – mit entsprechenden Zusatzkosten – Vermögensverwalter beigezogen werden.

Verglichen wurden ebenfalls die Renditen von den empfohlenen Anlagestrategien der Anbieter anlässlich des letztjährigen Pensionskassenvergleichs (Vorgabe: passive Anlagestrategie mit max. Aktienanteil 50%). Die Renditen im Jahr 2018 von -3.73% bis -6.20% gehen auch hier weit auseinander. Im Gegensatz zu Basisvorsorgelösungen liegen die Anlagechancen (positiv wie negativ) vollumfänglich beim Versicherten. Da in 1e-Vorsorgelösungen keine gesetzlichen BVG-Renten garantiert werden müssen, kommt die gesamte Rendite - nach Abzug der Kosten - dem Versicherten zugute. In solchen Lösungen findet daher auch keine Umverteilung von den Aktiven zu den Rentnern statt.

1e-Stiftungen sind auf Wachstumskurs. Die Beratung und Implementierung von Kadervorsorgelösungen sind komplex und zeitintensiv. Dennoch entscheiden sich viele Unternehmungen für eine individuelle Vorsorge für ihre Kadermitarbeitenden. Auch helfen diese bei der Rekrutierung von qualifizierten Mitarbeitenden und Führungskräften.