Anlagerenditen

Wie gewonnen, so zerronnen. Nach einem der besten Anlagejahre für Schweizer Pensionskassen hat der Corona-Crash im ersten Quartal 2020 fast die ganze Jahresrendite von 2019 aufgefressen.

Haupttreiber der ausgezeichneten Jahresperformance 2019 war die geldpolitische Kehrtwende der US-Notenbank Fed. Dies beflügelte die Entwicklung sämtlicher Anlageklassen. Die geprüften teilautonomen Kassen erzielten 2019 eine Performance von durchschnittlich 10.7 Prozent. Damit lagen sie auf Augenhöhe mit dem Pictet BVG-25plus - Index. Auch der Start ins neue Jahr begann an den Finanzmärkten vielversprechend. Doch das Coronavirus wurde zum «Spielverderber».

«Wie gewonnen, so zerronnen» – das ist der Befund nach einem von grossen Verwerfungen an den Kapitalmärkten geprägten ersten Quartal. Die negative Wertentwicklung von durchschnittlich 7.5 Prozentpunkten der teilautonomen Kassen bedeutet nicht das Ende der Welt, und das Jahr ist noch nicht zu Ende. Der letzte grosse Rückschlag, den es durchzustehen galt, liegt mit der Finanz- und Bankenkrise von 2008 weit zurück. In der Zeit darauf haben die meisten Vorsorgeeinrichtungen wieder Speck angesetzt. So kommen aufgebaute Wertschwankungsreserven gerade recht, um den coronabedingten Einbruch auszugleichen.

Tiefste Rezession seit fast einem Jahrhundert
Aufgrund der raschen Verbreitung des Coronavirus und der Eindämmungsmassnahmen befinden wir uns in der Schweiz wie in vielen anderen Ländern in der tiefsten Rezession seit fast einem Jahrhundert. Für die Pensionskassen hierzulande hatte dies zur Folge, dass im ersten Quartal 2020 ein grosser Teil der letztjährigen Jahresrendite aufgefressen wurde und auch die Deckungsgrade deutliche Einbussen hinnehmen mussten. Doch während wir uns vor sechs Wochen noch auf dem Höhepunkt der Unsicherheit und die Wirtschaft und Gesellschaft in den meisten europäischen Ländern in einem Lockdown befanden, scheint nun das Ende des Tunnels in Sicht. Die Finanzmärkte hatten schon vor Beginn dieser Normalisierungsphase ihren Optimismus zurückgefunden, die Aktienmärkte haben mehr als die Hälfte der im März erlittenen Verluste im April und Mai wieder aufgeholt. Dies hat auch die Pensionskassenperformance unterstützt.

März 2020 wird in Geschichtsbücher eingehen
Die Corona-Pandemie hat die Volkswirtschaften vieler Länder abrupt zum Stillstand gebracht und die internationalen Börsen im ersten Quartal empfindlich getroffen. Der gleichzeitige Crash von Aktien, Hochzinsanleihen, Rohstoffen und diversen Währungen hat frühere Markteinbrüche in mehrfacher Hinsicht in den Schatten gestellt und Vermögenswerte in Billionenhöhe vernichtet. Genauso außergewöhnlich wie die Marktbewegungen selbst sind die Reaktionen der politischen Entscheidungsträger: Mit geld- und fiskalpolitischen Impulsen bisher unvorstellbaren Ausmasses versuchen Notenbanken und Staatsregierungen der Krise entgegenzusteuern und ein Übergreifen des realwirtschaftlichen Einbruchs auf das globale Finanzsystem zu verhindern. Bis Mitte März erlitten die Aktienmärkte im Durchschnitt einen Verlust von rund 30%. Die Interventionen seitens Zentralbanken und Regierungen führten zuerst zu einer Verlangsamung der Korrektur und anschliessend zündeten sie eine starke Erholung an den Börsen. Auf den schnellsten Aktiencrash der vergangenen Jahre folgte die schnellste Erholung – hauptsächlich getrieben durch Hoffnung und Liquidität. Die Marktteilnehmer sind offenbar zum Schluss gekommen, dass die weltweit getroffenen fiskal- und geldpolitischen Massnahmen den Absturz effektiv abfedern werden. Die Investoren sind bereit, durch die heftigste Rezession seit den Dreissigerjahren hindurchzusehen und mit der Annahme normalisierter Unternehmensgewinne zu arbeiten. Immer mehr Experten kommen inzwischen zur Ansicht, dass wir den Ausverkauf und den Tiefpunkt im Bärenmarkt wahrscheinlich schon erlebt haben und die Tiefst vom März nicht mehr getestet werden.

Anlagerenditen 2019 zwischen 9 und 12 Prozent
Wie die Umfrage zeigt, bewegten sich die Anlagerenditen der meisten teilautonomen Kassen 2019 im Bereich von 9 bis 12 Prozent. Zuoberst auf dem Podest steht avanea Pool 30 mit 18.20 Prozent. Dahinter folgen Revor mit 15.13 Prozent und Profond mit 13.54 Prozent. Das sehr gute Resultat dieser Kassen ist vor allem auf ihre hohe Aktienquote von gegen 50 Prozent zurückzuführen. Am Ende der Performancerangliste sind Ascaro und Tellco PKpro, beide allerdings mit deutlich tieferen Aktienquoten. Zudem sticht auch das Anlageergebnis von AXA ins Auge welches aufgrund der Transformation weg von der Vollversicherung, per 01.01.2020 hin zur teilautonomen Lösung mit schrittweise Erhöhung der Aktienquote im 2019 nur teilweise vom Aufschwung profitieren konnte.

Besonders interessant ist nun, wie sich die teilautonomen Kassen im Corona-Crash geschlagen haben? Die Minusperformance der meisten Kassen bewegte sich im ersten Quartal zwischen minus 5 und 10 Prozent. Am besten hielt sich im Crash Transparenta, die «nur» 2.18 Prozent verlor, da sie seit geraumer Zeit ihre Aktienposition vollständig mit Put-Optionen abgesichert hatte. Diese Versicherung hat sich als effektiver Puffer erwiesen und die Verluste markant begrenzt.

Der reine Performancevergleich hinkt allerdings, da die Renditezahlen nicht risikoadjustiert sind. Ausser der Aktienquote zählen Immobilienanteil, die Gewichtung der Alternativanlagen, der Umfang nicht gesicherter Fremdwährungsanlagen sowie der durchschnittliche Verfall des Obligationenbestands (Duration). Hier zeigen sich sehr grosse Unterschiede zwischen den Kassen.

Teilautonome Kassen klar vor Vollversicherungen
Im Gegensatz zu den teilautonomen Pensionskassen bieten die garantierten Versicherungslösungen einen Kapitalschutz, der eine konservative, risikoarme Anlagepolitik verlangt. Entsprechend verzichten diese Anbieter fast gänzlich auf Aktienanlagen, was ihre generell niedrige Rendite erklärt. Allianz Suisse erzielte 2019 mit 7.09 Prozent das beste Resultat.

Im Langfristvergleich liegen die teilautonomen Kassen klar vor den Vollversicherungen. Spitzenreiter im Zehnjahresvergleich ist Profond mit 5.28 Prozent Rendite, gefolgt von Spida mit 4.98 Prozent und Ascaro mit 4.92 Prozent. In den letzten drei Jahren schwang avanea Pool 30 mit durchschnittlich 8.77 Prozent obenaus, gefolgt von Profond mit 6.59 Prozent und Spida mit 5.62 Prozent. Die Langfristrenditen der Vollversicherer sind näher beisammen.

Folgt nach der Corona-Krise die Inflation?
Der sogenannte «Dritte Beitragszahler» ist zu einem grossen Teil weggebrochen. Die seit 10 Jahren anhaltende Tiefzinsphase führt dazu, dass die Verzinsung der Vorsorgeguthaben deutlich tiefer ausfällt. Der Zins und Zinseszins waren früher ein wesentlicher Faktor. Durch die tiefen Zinsen wachsen die Altersguthaben heute deutlich langsamer als früher. Während bis vor kurzem als ausgemacht galt, dass die Tiefzinsphase noch lange anhalten wird, stellt sich nach dem Corona-Schock die Frage, ob nun eine Rückkehr der Inflation droht und deshalb eine Zinswende bevorsteht?

Das schwache Wachstum seit der Finanzkrise und die demografische Entwicklung in den Industrie- und vielen Schwellenländern hat wesentlich zum «disinflationären» Trend der letzten Jahre beigetragen. Nach Vorhandensein eines Impfstoffes oder hochwirksamer Medikamente werden die aktuellen Wachstumseinbussen in den nächsten ein bis zwei Jahren wieder aufgeholt werden, ohne dass sich aber am langfristig schwachen Wachstumstrend etwas ändern wird. Da die Fiskalpolitik aktuell versucht, lediglich den Ausfall sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite auszugleichen, dürfte sie kaum inflationstreibend wirken. Die stark steigende Arbeitslosigkeit wird den Druck von der Lohnseite eher dämpfen. Die dramatisch gesunkenen Öl- und Rohstoffpreise verstärken zudem die deflationären Tendenzen. Da die Konsumenten aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Situation ihre Sparquote eher erhöhen als senken, droht auch aus dieser Richtung keine Inflationsgefahr. Die Notenbanken weiten zwar die Geldmenge massiv aus, doch wirkt dieser Effekt wegen der sinkenden Umlaufgeschwindigkeit des Geldes nicht preissteigernd. Da die Coronakrise den bereits begonnenen Trend zur De-Globalisierung und stärkeren Regionalisierung der Produktion noch verstärken wird, ist jedoch aus dieser Richtung mit einer sinkenden Produktivität und tendenziell steigenden Preisen zu rechnen. Die Abkehr von der «just in time» Produktion, stärkere Lagerhaltung und diversifizierte «sichere» Lieferketten können
prinzipiell inflationstreibend wirken. Die zunehmende Digitalisierung und «Robotics» können jedoch dieser Entwicklung wieder etwas entgegensetzen. Grundsätzlich ist mittelfristig in 3-5 Jahren mit leicht steigender Inflation zu rechnen. Da vor diesem Hintergrund die Notenbanken die Zinsen weiter nach unten manipulieren können, ist mit anhaltender «finanzieller Repression» zu rechnen. Ein Effekt, der den Staaten bei der Refinanzierung ihrer Schulden stark entgegenkommt.