Wachstum im 1e-Nischenmarkt

1e-Vorsorgelösungen sind weiterhin im Trend und wachsen stetig an. Dies zeigen die neuesten Auswertungen. Die Anzahl der 1e-Vorsorgeanbieter ist mittlerweile auf 22 per Ende 2019 angewachsen. Im Jahr 2015 wurden noch 8 Vorsorgeeinrichtungen registriert. Die Anzahl der Versicherten stieg dabei von 4'097 auf 20'075. Das verwaltete Vermögen von rund 5.1 Milliarden Franken entspricht ca. 0.5% des gesamten Schweizer Vorsorgevermögens. Immer mehr Banken bieten nun 1e-Vorsorgelösungen an, denn der 1e-Markt hat grosses Potential. Die Banken erhoffen sich eine Zunahme der verwalteten Vermögen und nutzen so das entsprechende Cross-Selling-Potential zum Private Banking. Die Versicherungsgesellschaften und unabhängige Gesellschaften müssen mit eigenen 1e-Produkten am Markt auftreten, um keine Versicherten zu verlieren.

1e Lösungen für hohe Löhne
1e-Vorsorgelösungen sind Nischenprodukte, da diese nur einem bestimmten Kundenkreis zur Verfügung stehen (Eintrittsschwelle ab Jahreslohn > 127'980 Franken). Die Versicherten können dabei von max. 10 angebotenen Anlagestrategien die für sie passende Strategie individuell auswählen. Je nach Risikobereitschaft und Anlagehorizont fallen diese Entscheide dementsprechend differenziert aus. Jüngere Arbeitnehmer setzen dabei vermehrt auf einen höheren Aktienanteil, während die in den nächsten Jahren in Pension gehenden Versicherten den Aktienanteil tendenziell verringern. Dies aus dem Grund, dass sie ihre Verluste zu einem besonders schlechten Zeitpunkt realisieren müssten. Dies könnte auch passieren, wenn ein Unternehmen in der Corona-Krise Mitarbeiter entlassen müssen und diese aus der 1e-Vorsorgeeinrichtung ausscheiden.

Weibel Hess & Partner AG hat im Auftrag der SonntagsZeitung und «Finanz und Wirtschaft» die Anbieter im 1e-Markt verglichen. Diese wurden mit einer verdeckten Ausschreibung mit 6 Kadermitarbeitenden um eine Offertabgabe angeschrieben. Einige Anbieter wollen sich dem öffentlichen Vergleich nicht stellen. Eine 1e-Vorsorgelösung zu evaluieren ist komplexer als eine Basisvorsorge, da zusätzliche (Vermögens-)Beratungen und verschiedene Anlagegefässe angeboten werden und die Kosten dafür teilweise in den Stiftungsgebühren oder in den Vermögensverwaltungskosten versteckt sind. Die Gebührenmodelle und die Beratungen für die einzelnen Destinatäre unterscheiden sich massiv. Wie bei einer Evaluation der Basisvorsorge gilt es nebst den Kosten auch die Dienstleistungen sowie weitere Softfaktoren zu hinterfragen.

Die Beratungsangebote unterscheiden sich stark
Das Mystery Shopping zeigt einmal mehr, dass sich ein Vergleich lohnt. Die Kosten für die Risiken Invalidität und Todesfall, die Verwaltungskosten und Stiftungsgebühren variieren stark. Insbesondere gilt es genau hinzuschauen, wo die Kosten anfallen. Einige Anbieter verrechnen volumenbasierte Stiftungsgebühren (in % vom Vorsorgevermögen), während andere fixe Verwaltungskosten pro Person oder Anschlussvertrag in Rechnung stellen. Dies fällt umso mehr ins Gewicht, je höher das vorhandene Vorsorgevermögen ausfällt. Ebenfalls zu beachten gilt es, wer diese Kosten trägt. Einige Gesellschaften stellen dies dem Arbeitgeber in Rechnung, während andere dies direkt dem Depot der Versicherten belasten, was zu einem geringeren Vermögensertrag für die Destinatäre führt.

Die tiefsten variablen Kosten (Total aus Risiko-/Verwaltungskosten und Stiftungsgebühren) weist in diesem Jahr die yourpension mit 7'595 Franken aus. Die zweitplatzierte PensFlex offeriert fast 20% höhere variable Kosten. Der Anbieter mit den höchsten Kosten ist über zweimal teurer als yourpension.

Nebst den Kosten für die Versicherung und Stiftungsführung sind viele weitere Parameter in die Beurteilung aufzunehmen. Insbesondere die Gebühren für die Vermögensanlage sind genauer unter die Lupe zu nehmen. Dazu zählen Vermögensverwaltungskosten, Depotgebühren sowie TER der eingesetzten Anlageinstrumente. Auch dem Anlageuniversum sollte Beachtung geschenkt werden. Sind ausschliesslich eigene und dementsprechend eine kleinere Anzahl von Anlagestrategien wählbar? Oder werden auch externe Strategien zugelassen?

Die Versicherten wollen Onlinezugriffe
Auch die Digitalisierung nimmt eine immer wichtigere Rolle ein. Die Versicherten erwarten einen Online-Zugriff auf ihr Vorsorgedepot und einen möglichst schlanken Prozess bei der Risikoanalyse und Wahl der individuellen Anlagestrategie.

Ein weiteres Kriterium stellen allfällige Gesundheitsprüfungen dar. Es gilt abzuklären, ob der Besitzstand der bisherigen Vorsorgeleistungen gewährleistet ist oder ob allfällige Gesundheitsfragen beantwortet werden müssen oder sogar ärztliche Untersuchungen angeordnet werden.

Eine detaillierte Analyse und Auswertung der Offerten ist sehr zeitintensiv und komplex. Viele Unternehmen übertragen diese Aufgabe deshalb an eine externe Beratungsfirma. So können sie sich auf ihr Kernthema konzentrieren und sind optimal in ihrem Entscheidungsprozess unterstützt.