Offertvergleich: Der Preiskampf hält an

Doppelter Preis für die gleichen Leistungen
Grosse Unternehmen haben eine eigene Pensionskasse. KMU schliessen sich für die berufliche Vorsorge einer Sammeleinrichtung an. Der Konkurrenzkampf unter den Kassen ist gross. Mit verlockenden Angeboten umwerben sie gerne mögliche Neukunden. Je nach Branche, Mitarbeiterstruktur und Versicherungsleistungen fallen die Offerten sehr unterschiedlich aus. Will ein KMU prüfen, welche der Sammeleinrichtungen die preiswertesten Prämien anbietet, ist eine umfangreiche Angebotsanfrage unerlässlich.

Wettbewerb unter den Pensionskassen
Bereits zum 15. Mal in Folge hat das Beratungsunternehmen Weibel Hess & Partner AG in Zusammenarbeit mit der SonntagsZeitung und Finanz und Wirtschaft ein Mystery Shopping durchgeführt. Für das Fallbeispiel hat ein Versicherungsbroker aus Basel bei den Pensionskassen ein Angebot für ein KMU mit 17 Mitarbeitenden angefragt. Das grosse Interesse, einen potentiellen Neukunden zu gewinnen, zeigt sich bereits kurze Zeit später. Die ersten Angebote wurden rasch eingereicht.

Die Prämien der Pensionskassen teilen sich auf in Sparbeiträge zur Bildung der Altersvorsorge sowie Risiko- und Verwaltungskosten. In der Angebotsanfrage wurde die Höhe der Sparbeiträge klar definiert und fällt demzufolge bei allen Anbietern gleich aus. Die Risikoprämien werden für die versicherten Invaliditäts- und Todesfallleistungen erhoben. Mit den Verwaltungskosten stellen die Pensionskassen ihre Aufwendungen für die Administration und den Vertrieb in Rechnung.

Prämienunterschiede von 1'700 Franken pro Person
Das günstigste Angebot hat Noventus eingereicht. Sie verlangt mit 21'598 Franken pro Jahr die tiefsten Risiko- und Verwaltungskosten. Auch die beiden westschweizerischer Kassen Patrimonia und Copré, sowie Previs und Vita zeigen sich mit attraktiven Offerten. Das teuerste Angebot reichte Spida mit 51'753 Franken ein. Im Gegensatz zur Kostenleaderin Noventus verlangt Sie mehr als das Doppelte für dieselben versicherten Leistungen. Im Vergleich zur erstplatzierten Noventus sind dies Mehrkosten von über 1'700 Franken jährlich pro versicherte Person.

Für die Kalkulierung der Risikoprämien verwenden die meisten Pensionskassen Branchentarife. Für Betriebe, die aufgrund ihrer Tätigkeit und den Erfahrungswerten der Pensionskassen höheren Risiken ausgesetzt sind, werden demzufolge die Prämien kostenintensiver. Einzelne Pensionskassen wie beispielsweise Spida berechnen unabhängig von einer Risikoeinschätzung für alle angeschlossenen Betriebe einen Einheitstarif.

Bei den Sammelstiftungen mit Vollversicherung gewinnt in diesem Jahr Basler mit 44'348 Franken den Award für die tiefsten Risiko- und Verwaltungskosten. Die Offerte mit den höchsten Prämien hat PAX eingereicht. Die Prämien der Vollversicherer sind vergleichsweise annähernd. Im Unterschied zu den teilautonomen Gemeinschafts- und Sammelstiftungen gewähren Vollversicherungen eine Kapitalgarantie. Die Vorsorgegelder der Versicherten sind auch in schlechten Börsenjahren geschützt und zu hundert Prozent gewährleistet. Die Kehrseite der Vollversicherungsgarantie sind die Mehrkosten für den Kapitalgeber, die zu höheren Risikobeiträgen für die Versicherten führen. Demzufolge sind die Risikoprämien bei den Vollversicherern tendenziell höher als bei den teilautonomen Gemeinschafts- und Sammelstiftungen.

Bestehende Kunden haben oft das Nachsehen
Der Preiskampf unter den Pensionskassen hält auch in diesem Jahr an. Bestehende Kunden haben jedoch oft das Nachsehen. Ihre Anschlussverträge werden über Jahre stillschweigend mit den gleichen Tarifen weitergeführt. Ohne Verlangen der angeschlossenen Firma wird von der Pensionskasse meist keine neue Berechnung, die möglicherweise kostengünstiger ausfallen kann, erstellt. Dazu klärt Josef Zopp auf: «Handeln Arbeitgeber die Konditionen mit der Pensionskasse regelmässig neu aus, können sie die Prämien nachhaltig optimieren und gleichzeitig die Leistungen für die Mitarbeitenden verbessern. Nebst den Prämien sind weitere Faktoren wie die Sicherheit, Struktur der Pensionskasse und auch die Parameter Umwandlungssätze und Verzinsung zu betrachten.» Der Vergleich der Konditionen der Pensionskassen ist facettenreich. Werden beispielsweise höhere Zinszahlungen beim Prämienvergleich mitberücksichtigt, kann die Rechnung anders ausfallen. Im vorliegenden Fallbeispiel sind die Zinsgutschriften zu Gunsten der Versicherten insgesamt rund 10'000 Franken höher, wenn die Pensionskasse die Altersguthaben mit 0.25 Prozent mehr verzinst.